Die Neue Wache, errichtet nach
Plänen von Preußens bedeutendstem Baumeister, ist in Berlins
Mitte neben dem Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, der
Friedrichwerder'schen Kirche und dem Alten Museum das
herausragendste Werk der Wegweisers für eine neue Architektur
in Deutschland. Die kleine Wache zwischen den riesigen, fast
erdrückenden Komplexen von Universität und
Zeughaus war ein
reiner Zweckbau für profane Ziele und nicht als ein Mahnmal
beziehungsweise Heldengedenkstätte konzipiert. Die
tempelähnliche Baulichkeit im dorischen Stil, von Anfang an
von Bäumen umgeben, wurde an jene Stelle gesetzt, an der
sich auch zuvor die wichtigste Sicherheitseinrichtung für
das Königsschloss befunden hatte, an die Kanonenwache neben dem Festungsgraben. Die Kanonen waren tatsächlich stets schussbereit, um den Herrscher vor Anschlägen oder Kidnapping zu bewahren. Schinkel (geboren 1781 in Neuruppin), vollendete den Bau 1818. Auch ein knappes Jahrhundert später versahen in ihm noch Soldaten rund um die Uhr Dienst. Berühmt wurde diese Wachstation (auch) durch einen mehrfach vorbestraften Flickschuster, durch Wilhelm Voigt (1849 bis 1922) aus Schlesien. Er hatte nach seiner Parforce-Aktion im Rathaus von Köpenick am 16. Oktober 1906 seine von ihm rekrutierten Soldaten nach Berlin abkommandiert; mit zwei völlig Hilflosen im Schlepptau: dem Bürgermeister Dr. Georg Langerhans und dem Stadtkassenrendanten August von Wiltberg. Während Schuster Voigt in der Stadtbahn Erster Klasse türmte, hatte Stadtkommandant Cuno von Moltke Mühe, sich bei den eingelochten Opfern zu entschuldigen und reinzuwaschen. Schinkel galt zu seiner Zeit als unanfechtbar und wurde mit Ehren und Titeln überhäuft. Er bekleidete als erster und einziger Architekt das Amt des "Preußischen Oberlandesbaudirektors". Er starb 1841. |