Friedrichstraße - 1900 Die ersten elektrisch betriebenen Oberleitungsbusse rollen die Friedrichstraße entlang. Werner Siemens (1816 bis 1892) und Johann Georg Halske (1814 bis 1890) hatten schon im Jahrzehnt davor alle Weichen für das neue Massenverkehrsmittel gestellt. Nachdem Siemens die Dynamomaschine erfunden hatte, investierte das Unternehmen hauptsächlich in die Starkstromtechnik. Mit ungeheurem Erfolg. 1879 konnte auf der Berliner Gewerbeausstellung die erste Elektrolokomotive demonstriert werden, 1881 verkehrte in Lichterfelde die erste elektrische Straßenbahn der Welt. Der erste fahrplanmäßige Betrieb der "Elektrischen" (so nannten sie die Berliner bis in die siebziger Jahre) verkehrte vom Potsdamer Platz nach Pankow. Die Große Berliner Pferdeeisenbahn, deren Hauptaktionär die Dresdner Bank gewesen ist hatte zwar noch 1898 übers Jahr 250 Millionen Passagiere an ihr Ziel gebracht. Die Logistik hierfür war sagenhaft: zweitausend Wagen und fast achttausend Gäule. Die Wagen waren doppelstöckig; seit der Gewerbeausstellung von 1896, zu der fünf Millionen Menschen strömte, durften auch Damen die obere Plattform betreten. Dies hatte zuvor als wenig schicklich gegolten, da Blicke unter die langen Rücke möglich gewesen wären. Aber mit Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Tage der Zugpferde gezählt. Die Bankiers setzten auf Strom und Benzin und schickten die Zossen zum Schlachter. 1905 hatte Berlin die Zwei-Millionen-Grenze überschritten. Die deutsche Hauptstadt ist Europas dichtestbesiedelte Stadt mit 77 Menschen pro bebautem Grundstück, in den Hinterhöfen im Norden der Friedrichstraße und am Oranienburger Tor leben in manchen Komplexen bis zu zweitausend Personen. 800.000 Berliner vegetieren in Behausungen, die nur einen beheizbaren Raum haben, 25.000 Wohnung liegen im Keller. In der Stadt gibt es sechzig Multimillionäre. |