Der Senior war ein Kleinkrämer namens
Wilhelm Goldmann aus Stompfa bei Pressburg. Der Junior Max, als Ältester
geboren am 9. September 1873, hatte keinen Gedanken darauf zu verschwenden,
ob er das väterliche Geschäft weiterführen sollte. Es war pleite! So
zog er nach Wien, nahm gute Ratschläge, den Künstlernahmen Max Reinhardt
und eine Fahrkarte nach Berlin an. Die hatte ihm
Otto Brahm (1856 bis 1912), seit 1894 Intendant am Deutschen Theater,
zukommen lassen. Zusammen mit Max Marx nistete Reinhardt in einer
Hinterhofmansarde Friedrichstraße 134. 1901 übernahm er die
Kabarett-Bühne "Schall und Rauch" in der Bellevuestraße und legte den
Grundstein zu einer Karriere als König der Bühnen. 1902 Chef im
"Kleinen Theater" Unter den Linden; 1903 Kauf des "Neuen Theaters"
am Schiffbauerdamm (heute Domizil des Berliner Ensembles). Dort experimentierte er am 31. Januar 1905 im "Sommernachtstraum" als erster Regisseur mit der nie zuvor genutzten Drehbühne. Im Herbst 1905 übernahm er zum Kaufpreis von 2,5 Millionen Mark den Häuserblock an der Schumannstraße 13, das "Deutsche Theater" eingeschlossen. "Embergs Tanzlokal" im Nebengebäude wandelte er in die "Kammerspiele" um. Das "Deutsche Theater" wurde schnell zum Mekka der Bühnen im deutschsprachigen Raum. Die besten Mimen dieser Ära spielten in legendären Inszenierungen der gesamten Klassik. Das Werk der Moderne von Ibbsen, Strindberg und Wedekind wurde in den "Kammerspielen" präsentiert. Am 1. Dezember 1911 hatte Hugo von Hoffmannsthals "Jedermann" im Zirkus Schumann Uraufführung. Der Zirkus wurde 1919 von Hans Poelzig (1869 bis 1936) zum "Großen Schauspielhaus" umgebaut. Immense Finanzprobleme zwangen Reinhardt 1932 zur Aufgabe; am 5. März 1933 verließ er Deutschland. Am 31. Oktober 1943 starb er verarmt im Hotel Gladstone in New York. Die Hotelrechnung beglich der Filmmusiker Erich Korngold. |