Sie war eine herausragende Köchin. Sie sammelte
Geschirr mit blauweißem Dekor und häkelte ihre Topflappen selbst.
Ihre Kochutensilien sind noch immer zu bestaunen. Im Untergeschoss des
Brechthauses an der Mauer des Dorotheenstädtischen Friedhofs in der
Chausseestraße. Ihren Ruhm freilich verdankt sie dem Theater. Helene
Weigel, am 12. Mai 1900 in Wien geboren und dort Bühnenelevin, kam 1922
nach Berlin und brillierte als Salome in Nestroys "Talisman" am
Schauspielhaus. 1924 lernte sie Bertolt Brecht kennen, der mit Carl
Zuckmayer (1896 bis 1977) Dramaturg an Max Reinhardts Deutschem Theater
war. Brechts Durchbruch als Autor kam mit einer der chaotischsten
Uraufführungen, die Berlin je erlebte: Ernst Josef Aufricht,
gescheiterter Medizinstudent aus steinreichem Hause, pachtete aus
Langeweile ein eigenes Theater unweit der Weidendammer Brücke. Er sprach den dürren Brecht an, der ihm sein Stück "Gesindel" andiente. Premiere des Singspiels: 31. August 1928. Der Termin war dreimal verschoben worden. Zwei Tage vor der Uraufführung bekam das Stück seinen unterdessen dritten Titel: "Die Dreigroschenoper". Es spielten unter der Regie von Erich Engel Harald Paulsen, Roma Bahn, Lotte Lenya, Kate Kühl, Kurt Gerron, Ernst Busch, Erich Ponto. Nicht auf der Bühne standen Carola Neher, weil sie über den Tod ihres an Schwindsucht verblichenen Mannes Klabund nicht hinwegkommen wollte, und Helene Weigel, weil deren Arzt es ihr verbot, die Dame ohne Unterleib zu mimen. Die Weigel laborierte an einer Blinddarmreizung. Brecht und Weigel heirateten 1929 und emigrierten 1933. Sie gingen 1941 nach Santa Monica. 1948 kamen sie wieder in Berlin an und zogen in den Wirtschaftsflügel des ausgebrannten Hotels Adlon. Die Weigel blieb über Brechts Tod (14. August 1956) hinaus bis zuletzt Intendantin des Berliner Ensembles im Theater am Schiffbauerdamm, sie starb am 6. Mai 1971. |