Der Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters, der nach dem Exodus aus dem weltberühmten Schöneberger Rathaus
am 3. Oktober 1991 hier seine Tätigkeit für ganz Berlin aufnahm. Das Adjektiv "Rot" verdankt das hundert mal
hundert Meter große und hundert Meter hohe (Turmspitze mit Flaggenmast) Gebäude, entworfen 1859 von
Hermann F. Waesemann
(1813 bis 1879), dem typischen Baumaterial: Ziegelgestein aus dem Umland, meist aus einem märkischen Nest
namens Wassersuppe. Es ist zur Besichtigung freigegeben. Getrennt durch das reichlich überdimensionierte
Marx-Engels
-Forum liegt auf der anderen Seite die Marienkirche. Sie wurde erstmalig schon 1294 erwähnt, zunächst als
einschiffiges Bauwerk aus Feldsteinen errichtet.
Das Gotteshaus war Zentrum der Neustadt, die abseits der Furt zwischen Cölln und Berlin über die Spree lag. Nach Bränden seit 1420 erneuert und auf drei Schiffe vergrößert; Der "Totentanz" als zwei Meter hoher Wandfries auf 22 Meter Länge in der nördlichen Turmhalle ist, 1485 begonnen, einer der ältesten Kunstschätze Berlins. Auf der Silbermannorgel musizierte auch Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750). An Wochenenden finden häufig Konzerte statt. Der Neptunsbrunnen galt zu realsozialistischer Hauptstadt-Epoche auch als Treff für einsame Herzen, die nach einem gleichgesinnten spähten. Wer sich traf, zog zum Zechen ins Nikolaiviertel. Die Mischung macht's: Das Ephraim-Palais - Gotthold E. Lessing (1729 bis 1781) wohnte dort von 1752 bis 1755 - und Kneipen wie die Gerichtslaube, Zur Rippe, Paddenwirt, sowie das frühklassizistische Bürgerhaus der wohlhabenden Sippe Knoblauch und sogar der mühsam rekonstruierte "Nußbaum" prägen rund um die fast tausend Jahre alte Nikolaikirche einen aus der Betonmischer-Retorte gezauberten Umkreis, der (ehrlich gesagt) nur Operettenkulisse aus Plattenbauelementen ist. Errichtet von Ost-Berlins Magistrat 1987 zum Vorzeigen plan- und termingerecht zur 750-Jahr-Feier mit 800 Wohnungen. |