WEIDENDAMMER BRÜCKE - 1919 Das Große Schauspielhaus an der Weidendammer Brücke, zunächst Großmarkthalle nach Londoner Vorbild und von Eisenbahnkönig Bethel Henry Strousberg finanziert, wird am 28. November eröffnet. Die Zirkus-Könige Renz und später Schumann, die dort ihre Winterquartiere besaßen, mussten kapitulieren. Schon 1911 hatte bei Schumann am 1. Dezember das Volksstück des österreichischen Dramatikers Hugo von Hofmannsthal (1874 bis 1929) unter der Regie von Reinhardt seine Uraufführug erlebt, erst seit 1920 wird es vor dem Salzburger Dom gespielt. Die Kriegszeiten und die Nachkriegsnot hatten den Zirkus in den Ruin getrieben. Von Hans Poelzig (1869 bis 1936) umgestaltet, kann es als Ort für Massenveranstaltungen nun bis zu 5.500 Besucher fassen. Poelzig baute wenige Jahre später auch das Kino "Babylon" am (heutigen) Rosa-Luxemburg-Platz. Sein Großes Schauspielhaus sollte an eine römische Arena erinnern und mutete an wie eine gigantische Tropfsteinhöhle. Trotz der katastrophalen innenpolitischen Rahmenbedingungen wird das Unternehmen auf Anhieb ein voller Erfolg. Vor allem die sogenannte Mittelschicht und Unterschicht sucht eine neue Form der Kunst und neue Zugänge zum Theater. Bei bewusst niedrigen Eintrittspreisen öffnet sich ein Weg hin zur Moderne und weg vom aristokratisch-konservativen Hoftheater. Max Reinhardt eröffnet sein Haus mit der "Orestie" von Äschylos. Es spielen die damals bekanntesten Mimen: Alexander Moissi (1880 bis 1935) und Werner Kraus (1884 bis 1959). Die neue Ära unter Reinhardt, die auf das Monumentale setzt (das Schauspielhaus bietet ideale Bedingungen) begründet in Berlin wie sonst nirgendwo im deutschen Sprachraum eine Hochkultur des Theaters. In der Friedrichstraße liegen die wichtigen und hauptsächlich jüdischen Wurzeln zu den verkannten und später von den Nationalsozialisten verdammten "goldenen" zwanziger Jahren. |